Mein Besuch an der französischen Schule „Parc des Chaumes“ in Avallon

Sonntag:

See in der Nähe von Saint Aubin

Ich bin mit meiner Familie bis nach Saint Aubin, einem kleinen Dorf in der Nähe von Avallon gefahren. Die Anreise fand für mich mit dem Auto statt, weil die Zugverbindungen ziemlich kompliziert waren und teilweise Aufenthalte von mehreren Stunden an französischen Bahnhöfen beinhalteten. Da wir schon um fünf Uhr morgens gestartet waren, sind wir schon gegen Mittag bei meiner Austauschschülerin Jeanne und ihrer Familie angekommen. Nachdem meine Familie sich verabschiedet hatte und in Richtung Deutschland aufgebrochen war, habe ich zusammen mit meiner Gastfamilie mittaggegessen. Als kleinen Kulturschock zum Beginn meines Aufenthalts gab es Miesmuscheln. Jeannes Mutter Myriam meinte dazu, dass sie durchaus auch Schnecken essen würde. Am Nachmittag sind Jeanne, Myriam und ich zusammen mit einer Bekannten der beiden um einen See in der Gegend herumspaziert. Am Abend haben wir wieder zusammen mit Jeannes Bruder Bastien und ihrem Vater Pièrre abendgegessen. Für die Woche schlafe ich in Jeannes Zimmer, weil die zu ihrem Bruder nach nebenan gezogen ist.

Montag:

Bushaltestelle vor der Schule, extra für Schulbusse abgesperrt

Am ersten Tag in der Schule hatten wir direkt das volle Programm an Unterricht. Wir sind um sechs Uhr aufgestanden, haben gegen alle Klischees, dass Franzosen nichts frühstücken würden, etwas gegessen, um danach mit dem Bus zur Schule zu fahren. Da der Unterricht erst um acht beginnt, ist es dort so üblich, dass die Schüler bis dahin auf dem Pausenhof warten und beim Klingeln zusammen mit dem Lehrer in das jeweilige Klassenzimmer laufen. Sowohl in Musik, Mathe und Geschichte als auch in den Naturwissenschaften konnte ich das meiste verstehen, was vor allem daran lag, dass Jeanne erst in der siebten Klasse ist und ich den Stoff daher schonmal durchgenommen hatte. Eine kleine Herausforderung war der Französischunterricht, in dem, wie ich später herausfand, altertümliche Synonyme für „mutig“ durchgenommen wurden. Jetzt weiß ich zwar, was Wörter wie „kühn“ und „tapfer“ bedeuten, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung davon. Die zweistündige Mittagspause haben wir zum Teil in der Mensa und letztendlich auf dem Schulhof verbracht. Meiner Meinung nach hätte man den Unterricht und vor allem diese ewige Pause etwas stauchen können, damit die Schüler nicht bis fünf Uhr in der Schule bleiben müssen.

Dienstag:

Heute, am zweiten Schultag meines Aufenthalts, verlief der Morgen genau wie gestern schon und wir sind ohne Komplikationen in die Schule gefahren. Die ersten beiden Stunden hatten wir Sport und sind dazu nach gegenüber in die Turnhalle des Lycées gegangen. Dort haben wir sowohl den Stufenbarren als auch verschiedene Stationen zum Erlernen eines Handstands aufgebaut. Danach waren wir wie schon am Tag zuvor in der CDI, also der Bibliothek, weil der Deutschunterricht von Jeannes Klasse ausgefallen ist. Vormittags hatten wir dann nur noch Kunst. Der Lehrer da konnte sogar ein kleines bisschen Deutsch und hat dann ab und zu etwas zu mir gesagt. Nach der erneuten endlosen Mittagspause hatten wir dann noch Französisch, Englisch und Geschichte. Englisch und Geschichte waren wieder kein Problem und ich konnte auch die Arbeitsblätter mitbearbeiten, aber Französisch war mir genauso ein Rätsel wie noch am Tag zuvor. Abends haben Jeannes Eltern gekocht und wir haben alle zusammen gegessen.

Mittwoch:

Heute, am besten Tag der Schulwoche und übrigens auch dem einzigen, an dem man als Schüler die Chance hat, noch etwas Anderes als Schule zu machen, ging der Unterricht nur von acht bis zwölf Uhr. Die erste Stunde ist ausgefallen, weshalb wir nur drei Stunden hatten. Angefangen mit Mathe und danach mit Naturwissenschaft und Französisch, wo wir je einen Test geschrieben haben, ich eingeschlossen, hatte es der Tag ganz schön in sich. Zu meinem eigenen Glück hatte ich die Wörter in Französisch am Abend vorher alle durch den Übersetzer gejagt und konnte die Fragen da deshalb problemlos beantworten. In dem Naturwissenschaftstest habe ich beim Lückentext aber mehr geraten als alles andere. Dafür war das Ausrechnen der Dichte aber sehr einfach. Mittagessen gab es heute bei Jeanne zuhause, bevor sie, ich und Myriam schwimmen gefahren sind. Den freien Nachmittag im Schwimmbad habe ich sehr genossen. Abends haben Jeanne, Bastien und ich noch ein paar Brettspiele gespielt, bei denen ich manchmal etwas gebraucht habe, um zu verstehen, was eigentlich das Ziel ist.

Donnerstag:

Sonnenuntergang in Saint Aubin

Man kann wohl sagen, dass heute der unnötigste Tag in der Schule war. Aufgrund von Busstreiks kam nur ein Bruchteil der Schüler zur Schule. Von einem Mädchen aus Jeannes Parallelklasse habe ich mitbekommen, dass sie als einzige ihrer ganzen Klasse da war. Das war auch der Grund dafür, dass wir zwar bis nachmittags in der Schule bleiben mussten, aber trotzdem nur zwei Stunden Unterricht hatten. In Frankreich müssen die Eltern der Schule bestätigen, dass die Kinder gehen dürfen, bevor diese früher aus der Schule gelassen werden. Wir hatten dann noch eine Stunde Sport, in der wir Völkerball gespielt haben. Danach sind Jeanne, ihre Freundin Clemence und ich mit nur noch zwei weiteren Schülern zum Deutschunterricht gegangen. Für mich war es dann schon interessant zu sehen, wie Deutsch als Fremdsprache gelehrt wird, allerdings kann man den Unterricht mit fünf Leuten wahrscheinlich nicht mit dem regulären vergleichen. Den Rest des Tages haben wir größtenteils im Aufenthaltsraum oder in der Bibliothek verbracht und waren zwischendurch noch in der Mensa zum Mittagessen. Ein bisschen traurig war ich darüber, dass an dem Tag aufgrund der Busstreiks auch das Fach Technologie ausgefallen ist, von dem Jeanne mir erzählt hat und das mich schon interessiert hätte. Der Abend verlief dann ruhig und ich habe nach dem Essen Mario Kart gegen Bastien gespielt und später noch etwas gelesen.

Freitag:

Da sich die Busse heute dazu entschieden haben, an meinem fünften und letzten Tag in der Schule wieder zu fahren, kamen nicht nur alle Schüler wieder, sondern wir hatten auch wirklich Unterricht. Vormittags hatten wir eine Doppelstunde Englisch, nach der ich mich noch ein bisschen auf Englisch mit dem Lehrer unterhalten habe, weil der wissen wollte, wie es mir so gefällt und wie lange ich noch bleibe. Zugegeben, der Wechsel nach fünf Tagen Französisch auf Englisch war nicht ganz einfach. Nach einer weiteren Freistunde in der Bibliothek, in der ich größtenteils gelesen habe, während die anderen ihre Hausaufgaben gemacht oder gelernt haben, war auch schon Mittagspause. Die war heute zum Glück nicht so lang, weil Jeanne in einer AG ist, die sich gegen Rauchen einsetzt und wir deshalb eine der beiden Stunden der Pause mit dieser AG verbracht haben. Am Nachmittag hatten wir noch Mathe, Biologie und Geschichte. Wie die anderen Tage auch waren wir wieder gegen viertel vor sechs zuhause. Vor dem Abendessen haben Jeanne und ich noch ein Brettspiel gespielt. Später kamen dann die Eltern von Myriam zu Besuch. Zu meinem Glück war ihre Mutter mal Deutschlehrerin an der Schule in Avallon und konnte deshalb fließend Deutsch sprechen, was ich natürlich ausgenutzt habe.

Samstag:

Rosalie Weber und Jeanne Madeleinat

Heute Morgen sind wir etwas später aufgestanden und haben Croissants gefrühstückt. Danach sind wir nach Dijon aufgebrochen. Pièrre ist allerdings nicht mitgekommen, weil er samstags immer beim Motorcross ist. In Dijon angekommen sind wir ins Einkaufszentrum gegangen, um noch ein paar Klamotten für Jeanne und Bastien zu besorgen. Dabei ist mir ausgefallen, dass zumindest die Kinderklamotten günstiger sind als in Deutschland. Danach sind wir auf meinen Wunsch hin in die Buchhandlung, in der ich mir dann auch zwei Bücher auf Französisch gekauft habe. Das ist für mich ein tolles Andenken an die Woche. Bevor wir wieder zurückgefahren sind, waren wir noch ein paar Dinge fürs Abendessen besorgen und ich habe für meine Familie echten Dijon-Senf gekauft. Wieder Zuhause gab es gegen zwei Uhr Mittagessen, was wohl vor allem für Myriam und Bastien eine halbe Katastrophe darstellte, weil in Frankreich normalerweise um Punkt zwölf Uhr gegessen wird. Anschließend bin ich mit Jeanne zum Reitunterricht gefahren, was sie jeden Samstagnachmittag macht. Dabei durfte ich sogar mitreiten und habe somit zum ersten Mal voltigiert. Obwohl das ganze wirklich anstrengend gewesen ist, war Voltigieren wirklich schön. Als wir später nach Hause gefahren sind, hatten Jeannes Eltern nach dem Abendessen Besuch von einem Bekannten und ich habe mit Jeanne und Bastien Just Dance gespielt. Mein letzter Abend in Frankreich war nochmal ein toller Abschluss, bevor meine Familie am nächsten Vormittag wieder kam, um mich abzuholen.

Artikel und Fotos: Rosalie Weber

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